Der Mensch kommuniziert über Diskurse. Diskurse drehen sich um bestimmte Themen und werden durch semiotische Artefakte ausgedrückt. Die entwickeltesten semiotischen Artefakte sind sprachliche Kommunikate in mündlicher und schriftlicher Form.
Eine der primären Aufgaben der Sprachwissenschaft ist, zu zeigen wie Kommunikate verstehbar sind und wie verständliche Kommunikate produzierbar sind. Daher ist Diskursanalyse auch immer Analyse von mündlichen und schriftlichen Texten, die bestimmte Themen behandeln, wobei für ihre Interpretation der Kontext eine wesentliche Rolle spielt. Im Prinzip gibt es keinen Unterschied bei der Analyse und Interpretation von verschiedenen Textsorten, egal ob sie eher literarisch, juristisch, journalistisch usw. sind.
Eine besondere Form der Diskursanalyse ist diejenige, die sich mit der Analyse und Interpretation von Texten befasst, deren explizite oder implizite Thematik Machtverhältnisse sind. Es können dabei Texte wie das Nicäno-konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis (381), die Epistola de tolerantia von John Locke (1689), das Programm 7 piezas sueltas del rompecabezas mundial des mexikanischen Subcomandante Marcos (1997), der Friedensvertrag Acuerdo Final para la Terminación del Conflicto y la Construcción de una Paz Estable y Duradera zwischen der kolumbianischen Regierung und der FARC (2016), das Gedicht Inventaire von Jacques Prévert (1949) oder die Ode A Roosevelt des nicaraguanischen Dichters Rubén Darío (1904) aus der Perspektive der dargestellten Machtverhältnisse analysiert und interpretiert werden.
In diesem Falle geht es immer um einen Kontext von Macht- und Un-Machtstrukturen mit ihrer Konfliktdynamik und deren Lösungsmöglichkeiten: Welche Akteure spielen eine besondere Rolle, welche Arten von Machtstrukturen treten auf, wie werden diese Machstrukturen sichtbar, ist ein Ausbalancierung von Machtgewinn und Machtverlust für die jeweiligen Akteure möglich?