Prof. Dr. Claus Gnutzmann (Braunschweig): "Publish in English or Perish in German? Wissenschaftliches Schreiben und Publizieren in der Fremdsprache Englisch"
Die dominierende Stellung des Englischen als internationale Wissenschaftssprache ist unumstritten. Die Anzahl englischer Veröffentlichungen deutschsprachiger Wissenschaftler, die Zunahme englischsprachiger Lehrveranstaltungen an deutschen Universitäten sowie der wachsende Anteil internationaler, überwiegend englischsprachiger Studiengänge bezeugen eine sich kontinuierlich verstärkende anglophone Ausrichtung des Wissenschaftsbetriebs. Das Projekt „Publish in English or Perish in German?" widmet sich den Konsequenzen dieser Entwicklung für deutschsprachige Wissenschaftler und untersucht das wissenschaftliche Schreiben und Publizieren in englischer Sprache in zwei komplementären Teilprojekten.
Im ersten Teilprojekt, über das im LinguA-Vortrag berichtet wird, stehen Herausforderungen und Problemlösungsstrategien sowie handlungsleitende Einstellungen deutschsprachiger Wissenschaftler bei der Verwendung des Englischen im Vordergrund. Es wird davon ausgegangen, dass Englisch mittlerweile alle Bereiche wissenschaftlicher Kommunikation durchdringt und im universitären Bereich sowohl schriftlich als auch mündlich verwendet wird. Weil der Veröffentlichung in internationalen Journals, deren Beiträge in der Regel in englischer Sprache erscheinen, eine zunehmend größere Bedeutung zukommt, soll der fremdsprachliche Schreibprozess auf Englisch im Fokus der Untersuchung stehen.
Im zweiten Teilprojekt werden die Konsequenzen der zunehmenden Anglophonie in den Wissenschaften für das Publikationswesen beleuchtet. Dabei werden sowohl etwaige Auswirkungen auf die (implizite) Sprachenpolitik von Verlagen als auch der Umgang mit Manuskripten von Nichtmuttersprachlern des Englischen analysiert. Um der Prozesshaftigkeit des Schreibens bzw. Publizierens gerecht zu werden und Einblicke in die Einstellungen und subjektiven Theorien der Beteiligten zu gewinnen, sollen in beiden Projektteilen die Hauptakteure – Wissenschaftler, Zeitschriftenherausgeber und Verlagsmitarbeiter – befragt werden.
Ziel des Projektes ist, die Bedeutung der Wissenschaftssprachen Englisch und Deutsch in unterschiedlichen Disziplinen und aus den unterschiedlichen Perspektiven der Beteiligten darzustellen sowie Schwierigkeiten und Benachteiligungen nichtmuttersprachlicher Benutzer des Englischen im Wissenschaftsbetrieb offenzulegen. Die Ergebnisse des Projektes können zur Formulierung von Handlungsempfehlungen für den Umgang mit der englischen Sprache im Wissenschaftsbetrieb, insbesondere mit Blick auf das wissenschaftliche Schreiben und Publizieren, genutzt werden.