„Medizinische Kommunikation wird in einem weiten Spektrum von alltagsweltlich-existenziellen Relevanzen einerseits und professionell-kategorialen Orientierungen andererseits realisiert“(Sator/Spranz-Fogasy 2011, 377). Dies zeigen unter anderem Ratgebersendungen im Fernsehen oder im Hörfunk, in denen sich Ratsuchende an Experten wenden. Als Beispiel dient die Hörfunksendung „Gesundheitsgespräch“ im Programm von Bayern 2 (Bayerischer Rundfunk). Solche vom Autor massenmediale Arzt-Patienten-Gespräche genannten Gespräche unterscheiden sich von Arzt-Patienten-Gesprächen, die nicht dem Zweck dienen, massenmedial publiziert zu werden: Dialogteilnehmer sind in der Sendung (in der Regel) die Ärztin Dr. Marianne Koch, die Ratsuchenden am Telefon, aber auch ein Moderator, Werner Buchberger. Des Weiteren kommen als Rezipienten die Zuhörer mit ins Spiel.
Damit lässt sich eine Mehrfachadressierung der Kommunikation feststellen. Es sind hier strukturell „zwei ,Kommunikationskreiseʻ zu unterscheiden: der ,innere Kreisʻ des dialogischen Geschehens und der ,äußere Kreisʻ der Beziehung zwischen den Dialogteilnehmern des inneren Kreises und dem Publikum“ (Burger/Luginbühl 2014, 23). Die sprachliche Kommunikation wird in der Sendung wie in der ärztlichen Praxis dadurch erschwert, dass der Fachbereich Medizin eine für Laien nicht zu verstehende Fachsprache aufweist (vgl. Bechmann 2014, 60). Die Verständlichkeit ist aber eine journalistische Qualitätsnorm (vgl. Bucher 2005, 466). Die Verwendung von fachsprachlichen Ausdrücken indes erweckt „den Eindruck besonderer Kompetenz. Zugleich weist sie den gruppenexternen Sprachmitgliedern eine devote Rolle zu“ (Bechmann 2014, 61).
In der Sendung werden fachsprachliche Ausdrücke, unter anderem zugunsten des Publikums, das nicht unmittelbar auf Äußerungen im inneren Kreis reagieren kann, entweder gemieden oder auf unterschiedliche Art und Weise übersetzt. Die Übersetzungsleistung erbringen die Ärztin, der Moderator oder die Ratsuchenden selbst. Der Moderator kann überdies als „verbindendes Element“agieren und etwa die Ärztin um Übersetzung bitten. Es bleiben fachsprachliche Ausdrücke aber auch unübersetzt, weil zum Beispiel die Dialogteilnehmer wohl ihre Verständlichkeit voraussetzen.